> Zurück

Red Eye / Banana-Cup - Regattasegeln aus einer anderen Perspektive

David Estoppey 06.09.2021

Zwei unterschiedliche Erfahrungen eines Wettfahrtleiters

Das Regattasegeln auf dem Bielersee erfüllt gar manchen Zweck. Neben dem Geselligen bietet das Segeln gegen andere Boote vor allem die Herausforderung, die beste Kombination aus Mannschaft, Boot, Manöver, Trimm und Taktik zu finden. Eine andere Sichtweise bietet das Organisieren und Leiten einer Wettfahrt. Allen Segler/-innen sei empfohlen, auch diese Erfahrung einmal zu machen. Spannende Momente aber auch das Erweitern von Wissen des Regattasegelns sei allen gewiss. Zudem braucht es immer wieder Freiwillige, welche sich zur Verfügung stellen.

Am Wochenende vom 26./27. Juni fand die traditionelle Red Eye statt. Für die Wettfahrtleitung wie für die Teilnehmer waren die Randbedingungen klar gegeben. Der Parcours ist eine Langstreckenregatta; der Start erfolgt um 19:00. Klingt einfach, kann sich doch die Wettfahrtleitung nach dem Start geruhsam zurückziehen, um dem Geschehen auf dem Wasser in aller Ruhe vom Land aus zu folgen. Doch so einfach ist es nicht. Die Windbedingungen waren dermassen schwach, dass gut beraten war, wer die Strömung ausnutzen konnte. Zwischendurch entwickelte sich auf dem Weg Richtung Neuenstadt und zurück eine schwache Thermik. Dennoch wurde das Feld schon bald weit auseinandergezogen. Kurz vor 23:00 rundete Lukas Schaub mit seiner Equipe die Boje im Wingreis, um im Mondschein gegen Lüscherz zu entschwinden.
Die nachfolgenden Boote erschienen erst nach Mitternacht. Was tun als Regattaleitung? All die verbleibenden Boote auf einem spiegelglatten See tümpeln lassen? Oder doch eine Abkürzung des Parcours vornehmen? Schliesslich wurde entschieden bei der Durchfahrt im Wingreis die Wertung vorzunehmen. Nicht ohne zuvor das weit voraus führende Boot um sein Einverständnis zu bitten. Moderne Kommunikationsmittel waren dabei dienlich. Schliesslich siegte das Team von Lukas Schaub vor Manfred Ott und seinem Equipier und dem Team von Konrad Hirsch. Generationen von Bootsklassen auf dem Podest vereint.

Ganz anders präsentierte sich die Aufgabe der Wettfahrtleitung am Samstag, den 4. September 2021. Vorgabe war ein Windward/Leeward-Kurs, wobei maximal 6 Wettfahrten möglich waren. Die Ansprüche an die Auslegung des Kurses und die Wahl des Startzeitpunktes sind jeweils hoch, gilt es doch für alle Teilnehmenden faire Bedingungen zu schaffen. Jede Windveränderung sowie die Lage der Boote wollen stets beobachtet und analysiert sein. Die Aufmerksamkeit des Wettfahrtleiters unterscheidet sich kaum zu derjenigen des Taktikers auf einem Regattaboot.

Schliesslich gelang es, trotz der schwachen Windverhältnisse, zwei leicht abgekürzte Läufe zu segeln. Ein dritter Lauf endete in einer Flaute und musste abgebrochen werden. Auch eine Bahnabkürzung will richtig angezeigt sein. In Ermangelung an Zeit und Wissen liess der Wettfahrtleiter im zweiten Lauf ein Signal setzen, welches schon seit geraumer Zeit nicht mehr zur Anwendung kommt. Zum Glück deuteten alle Boote die Markierung richtig, folgten der Bahnverkürzung und fanden den korrekten Weg ins Ziel. Auch dies gehört zu den bereichernden Erkenntnissen bei der Teilnahme einer Regatta aus einer anderen Perspektive.

Mit zwei Laufsiegen gewann Beat Wüthrich zusammen mit Isabel Wälti vor den punktegleichen Booten der Teams von Lukas Schaub und Andreas Rentschler.

Aus Sicht der Wettfahrtleitung war beiden Ereignissen eines gemeinsam; alle Helfer/-innen zu Land und zu Wasser waren mit viel Verve und Können dabei.

Links:
Rangliste Banana-Cup